In der Gründungszeit des Vereins hatte Moosburg eine gro&e Bedeutung im Bereich Tierzucht
Moosburg. (re) Im Jahre 1923 gründete Hans Humhauser mit etwa 30 Gleichgesinnten den Imkerverein-Moosburg und Umgebung. 100 Jahre später beging der Verein am Sonntag seine Feierlichkeiten zu diesem besonderen Geburtstag mit einem Gottesdienst, Festreden und einem bunten Programm am Josef-Birgmeier-Bienenhaus.
Schirmherrin und Vize-Landrätin Anita Meinelt, Bürgermeister Josef Dollinger und Landtagsabgeordneter Johannes Becher betonten die groBe Bedeutung Moosburgs für die Bienenzucht. So betrieb der Lehrer Anton Vitzthum am Breitenberg die erste Bienenanstalt für Lehrzwecke in Bayern und brachte im 19. Jahrhundert die älteste bekannte Bienenzeitung, das "Fachblatt für die gesamte Bienenzucht", heraus.
Diakon Wolfgang Schwarz sagte während des Gottesdienstes: "Es geht heute nicht nur um die Zahl 100, sondern um die gelebte Gemeinschaft im Imkerverein Moosburg. AuBerdem ist der Imkerverein fest in die Natur eingebunden und versteht sich als Bewahrer der Natur und der Schöpfung.“
Anschließend erinnerte Vorsitzende Andrea Weighardt in ihrer Rede an die frühen Jahre des Vereins, gegründet wurde er in den unruhigen Zeiten der Hyperinflation. Eine 100-Jahr-Feier sei keine Selbstverstandlichkeit, zeigte sich Weighardt stolz. Bienenvölker können nur als Team bestehen, und das gelte für Vereine ebenso. Den Verein wolle man gemeinsam in eine gute Zukunft führen. Angesichts der aktuellen Herausforderungen wie dem Klimawandel komme den Imkerverein eine wichtige Rolle zu.
Schirmherrin Anita Meinelt stellte ihr Fachwissen unter Beweis: In ihrer Festrede sagte sie, dass die Bienenzucht früher der Geheimhaltung unterworfen. war und als ein notwendiger Zusatzerwerb galt. Meinelt wusste auch, dass die Bienenzucht zeitaufwendig ist und es bei den Bienen gro8e Verhaltensunterschiede bei Arbeiterinnen, Königin und Drohnen gibt. Bienenvölker seien zudem sehr strikt organisiert mit einer klaren Rollen und Arbeitsteilung. Zudem nehme das Bienenvolk auch fremde Arbeiterinnen auf. "Menschen können viel vom Sozialverhalten der Bienen lernen“, so Meinelt. Die Schirmherrin und frühere Biirgermeisterin nutzte ihre Rede auch, um dem Imkerverein zu danken für dessen viele lehrreiche Stunden bei Besuchen von Kindergarten und Schulklassen. „ln meiner aktiven Zeit habe ich mir von dem ehemaligen Vorsitzen Josef Birgmeier viel Wissen abgeholt“, sagte Meinelt, etwa bezüglich des Umgangs mit der Varoamilbe. Auf diesem Wege sei es auch zum Anstoß zur Umbenennung der Grundschule Süd gekommen, die nun nach dem Moosburger Bienenzüchter Anton Vitzthum benannt ist. Die Umbenennung in Anton-Vitzthum-Grundschule sei ein autfwendiger Prozess gewesen. "Aber das Engagement des Moosburger Lehrers und Imkers Anton Vitzthum, der bereits 1838 eine monatlich erscheinende Bienenzeitung begründete, hat letztendlich auf allen Ebenen voll überzeugt“, so Meinelt. Auch der Name des Moosburger Gymnasiums hat mit Bienen zu tun: Die Schule ist nach einem Verhaltensforscher benannt, der die Sinneswahrnehmung der Honigbiene und die Art der Verständigung dieser Tiere untereinander erforschte.
Meinelt ging nicht nur auf die Bedeutung Moosburgs für die Bienenzucht, sondern auch auf die Bedeutung der Biene für die Welt ein. Dieses Insekt übernimmt eine wichtige Funktion als Bestäuber von Nutz- und Wildpflanzen. "Reiche Ernten, üppiges Wachstum und natürliche Artenvielfalt hängen stark von ihr ab. Außerdem sichert sie vielen Tierarten die Nahrungsgrundlage“, so Meinelt. Sie untermauerte dies mit Zahlen: "85 Prozent der landwirtschaftlichen Erträge im Pflanzen und Obstbau hängen in Deutschland von der Bestäubung der Honigbienen ab.
Den Imkerverein Moosburg bezeichnete Meinelt als ein "fleißiges Bienenvolk". Dieser hatte gezeigt, dass die Vereinsmitglieder wie diese kleinen Tiere fest zusammenhelfen, so Meinelt. Heute stehe der Verein zudem sehr gut da und habe 170 Mitglieder und 740 Bienenvölker.
In Grußworten gratulierten auch Bürgermeister Josef Dollinger und Landtagsabgeordneter Johannes Becher zum runden Geburtstag. Dollinger zeigte auf, dass mit Anton Vitzthum der Grundstock der modernen Imkerei in Moosburg war. Ebenso Becher, der aber auch wissen ließ, dass aktuell von 565 Wildbienenarten in Bayern etwa die Hälfte vom Aussterben bedroht sei.
Spontan griff noch Ehrenvorsitzender Martin Ziegltrum zum Mikrofon. Er sagte, dass Moosburg um 1923 überhaupt eine groBe Bedeutung in der Tierzucht hatte. Auch das zentrale Landwirtschaftsfest in München hatte seinen Ursprung in Moosburg gehabt.
Anschließend wurde bei Speis und Trank gefeiert. Es gab eine Bilderausstellung über die Geschichte des Vereins, eine Kräuterführung mit Sandra Osterloher, ein Kinderschminken sowie den Verkaufsstand „Bienenreich“.